Der Weihnachtsstreik

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Regula Heinzelmann

 

Dezember 2023

 

Der Weihnachtsstreik

 

Am Morgen des 25. Dezember 2023 erwachte Olaf Scholz, weil ein sonderbares Geräusch an seine Ohren drang. Es klang wie Gluckern und Plätschern. „Wer macht denn da so einen Krach an Weihnachten am Morgen früh“, dachte er empört, „jetzt wo ich mich von meiner anstrengenden Regierungsarbeit endlich mal etwas erholen kann.“ Er rutschte aus dem Bett - der Boden war feucht – und tapste aus dem Schlafzimmer. Es war draussen noch stockdunkel. Er versuchte, Licht anzumachen, es funktionierte nicht. Eine Taschenlampe hatte er immer griffbereit und so konnte er nachschauen, was los war. Am Boden breitete sich Wasser aus, offensichtlich war eine Wasserleitung geplatzt. Er ging zu seiner Frau, rüttelte sie wach und erklärte, was los war. „So ruf doch den Notfalldienst und lass mich weiterschlafen“, gähnte sie. Er griff nach dem Handy und tippte auf die nächstbeste Notfallnummer. „Tut uns leid, wir arbeiten im Moment nicht“, ertönte eine liebliche Stimme. „Viele Bürger – schnauf - innen wollen es so, weil die Regierung nicht will, was die Bürger – schnauf - innen wollen. Zurücktreten zum Beispiel. Die Regierung ist schon lange nicht mehr mehrheitsfähig. Frohe Weihnachten!“ – „Einige Leute haben einen sonderbaren Humor“, dachte Scholz und wählte die nächste Nummer. Da meldete sich eine energische Stimme: „Hallo, der Mittelstand streikt. Dann erkennt man, was fehlt, wenn man diesen ruiniert. Fröhliche Feiertage!“ Immer nervöser suchte Scholz nach weiteren Notfallnummern, aber überall kamen ähnliche Erklärungen, man streike, man stehe in nächster Zeit nicht zur Verfügung und so weiter. Am Schluss versuchte er es bei der Polizei, dort kam nur das Besetztzeichen.

 

Inzwischen war Britta Ernst, Scholzens Frau auch aufgestanden. Im Schlafrock und Pantoffeln schlurfte sie in die Küche und wollte Kaffee machen. Natürlich funktionierte die Kaffeemaschine nicht. Sie suchte nach Pulverkaffee, fand aber keinen. „Olaf, wo bekommen wir jetzt einen Kaffee her? Die Läden haben ja geschlossen“, meckerte Britta verdriesslich. „Du mit deinem Kaffee, das ist jetzt wirklich nicht so wichtig. Einen Handwerker brauchen wir, aber keiner ist zu erreichen. Die behaupten alle, dass sie streiken oder zu Hause sind. Die können später was erleben… “ Ich rufe mal die Nancy an, als Innenministerin ist sie dafür zuständig.“ Olaf tat es und erfuhr, dass Nancy auch einen Wasserschaden hatte, der Strom nicht funktioniere und kein Notfalldienst zu erreichen sei. Ziemlich ratlos sahen Olaf und Britta sich an. Sie froren, denn auch die Heizung funktionierte natürlich nicht mehr. Dazu rief noch Habeck an, und erzählte ganz aufgeregt auch von einem Wasserschaden in seiner Villa. „Sabotage“, meinte Scholz.

 

Plötzlich ertönte ein sonderbares Surren vor dem Fenster, dazu das Weihnachtslied „Morgen Kinder wird´s was geben… „ Scholz guckte aus dem Fenster und sah ein merkwürdiges Fluggerät. Es sah aus wie eine Riesendrohne mit vier Antrieben unten und hatte eine Aufschrift „Weihnachtsmanns elektronisches Rentier“. Scholz erschrak. Er dachte an ein Attentat, verrückte Querdenker, protestierende Bauern, Reichsbürger oder Terroristen … Da ging wie von Zauberhand das Fenster auf und ein Mann trat von der Riesendrohne in den Raum. Er war gross und kräftig, trug einen Blaumann und einen Koffer. „Keine Angst“, sagte er mit tiefer, angenehmer Stimme, „es ist nicht so, wie Du fürchtest, Olaf.“ – „Woher wollen Sie denn wissen, dass ich mich fürchte“, knurrte Olaf ihn an, „und wie kommen Sie überhaupt hier herein. Und per Du sind wir schon gar nicht!“ – „Ich bin ein Weihnachtsmann, der Chef aller Weihnachtsmänner in Deutschland, und mit jedem per Du“, erklärte er ruhig. „Und was Du vorher gedacht hast, das kann ich mir vorstellen, dafür braucht man nur ein bisschen Menschenkenntnis.“ – „Na, den Weihnachtsmann habe ich mir immer anders vorgestellt“, meinte Olaf. „Aha so mit Rauschebart und rotem Mantel und Rentierschlitten, so trete ich manchmal für Kinder auf, aber heute habe ich es mit Erwachsenen zu tun. Und mein Rentiergespann ist viel zu langsam für das, was ich heute noch zu erledigen habe. Es wäre auch zu anstrengend, ich bin kein Tierquäler. Auch wir überirdischen Wesen gehen mit der Zeit, darum haben wir uns Drohnen angeschafft.“ – „Warum gibt es eigentlich keine Weihnachtsfrauen?“ fragte Britta giftig, doch Olaf unterbrach sie. „Eigentlich kommen Sie ja wie gerufen“, meinte Olaf. „Sie können gleich den Wasserschaden hier reparieren und dafür sorgen, dass der Strom wieder funktioniert, Sie bekommen natürlich eine gute Spende, damit Sie auch armen Kindern etwas mitbringen können.“

 

Die Anwesenheit des Weihnachtsmannes hatte zunächst eine beruhigende Wirkung auf Olaf, aber das änderte sich schnell. „Denkste, dafür habe ich jetzt keine Zeit. Der Schaden ist die gerechte Strafe für dich, wir haben die Wohnungen und Häuser aller Politiker, Richter, die gegen die Gesetze und vor allem gegen die Verfassungen verstossen haben, unter Wasser gesetzt und zwar in ganz Europa. Natürlich haben wir auch die Medienleute nicht verschont, die für euch Propaganda machen statt zu informieren. Oder die Gewerkschaftsbonzen, den Wieseley oder so ähnlich – ich kann mir nicht alle Namen merken - mit seinem Lokomotivführerstreik, die Verdi-Typen, die den Leuten vorschreiben wollen, was sie wählen dürfen, und diesen Bandwurm oder so ähnlich von den Industriellen, der die einzige Partei beschimpft, bei der die Vorsitzenden was von Wirtschaft verstehen. Bei denen allen muss ich heute noch vorbeifliegen. Inzwischen bescheren meine Gehilfen die Kinder.“ - „Aha“, meinte Olaf, „aber dass die Bauern alle Strassen verstopfen, das störte Sie gar nicht, was?“ – „Sicher nicht, ich fliege durch die Luft, wie Sie sehen und meine Leute ebenfalls.“ Die Riesendrohne schwirrte immer noch vor dem Fenster auf und ab und Olaf kriegte ein sehr mulmiges Gefühl. Konnte er den Weihnachtsmann wegen Sachbeschädigung anklagen?

 

Wer repariert denn jetzt alle diese Wasserschäden?“ fragte er zaghaft. „Alle müssen erst ihre Fehler bereuen, dann kommen unsere Handwerker vorbei und reparieren den Schaden“, erklärte der Weihnachtsmann. „Fehler, was für Fehler?“ fragte Olaf empört. „Das kann ich jetzt nicht alles aufzählen“, meinte der Weihnachtsmann, entnahm seinem Koffer eine dicke Akte und drückte sie ihm in die Hand. „Das liest Du jetzt alles durch“, sagte er, „In Deutschland treibt ihr viele Menschen in den Ruin, vor allem die Mittelstandsunternehmer, deswegen haben wir diese zum Streik aufgefordert. Ihr werdet in nächster Zeit keine Handwerker bekommen und erkennen, wie es wäre, wenn man den Mittelstand ruiniert.“ – „Das werfen Sie mir vor, nachdem ich unermüdlich um Einigkeit im Haushaltstreit gekämpft habe?“ fragte Scholz empört. Aber der Weihnachtsmann erklärte ungerührt: „Zum Beispiel mit der erhöhten CO2-Abgabe, mit der 19 Prozent Mehrwertssteuer für Restaurants und so weiter und die Bauern mit der Subventionskürzung für Agrardiesel. Dazu fällt ihr alte Bäume, beispielsweise in Grimms Märchenwald und andere Wäldern wegen euren umweltschädlichen Windrädern, statt die Kernkraftwerke wieder anzuschalten. Mit dem Coronadesaster und der illegalen Einwanderung fange ich gar nicht erst an, sonst bin ich morgen noch da. Kannst Du alles nachlesen in dem dicken Buch. Am besten trittst Du und deine Regierung heute noch zurück und ihr organisiert Neuwahlen.“ – „Ja wenn Sie Deutscher sind, müssten Sie eigentlich meine Anweisungen befolgen und sofort alles reparieren lassen“, begann Olaf etwas zögerlich. „Umgekehrt, das Volk ist dein Souverän, alle Macht geht vom Volke aus. Das steht so im Grundgesetz. Nun ihr werdet es alle gesund überleben. Das ist die Anweisung von unserem Chef, dem Sankt Nikolaus, der ist kein Tyrann und ich bin es auch nicht. Und nun tschüss, ich muss weiter.“ Der Weihnachtsmann verliess das Haus, bestieg seine Drohne und flog ab. Er liess Olaf und seine Britta völlig entgeistert zurück. Olaf griff nach der Akte und blätterte darin.

 

Den ganzen Weihnachtstag besuchte der Weihnachtsmann die deutschen Minister, Parlamentarier, weitere Politiker und Richter, die Fehlurteile gefällt hatten, sowie Leute von den Medien, Gewerkschaften und Verbänden. Einige erkannten ihre Fehler sofort ein und der Weihnachtsmann konnte gleich seine Gehilfen vorbeischicken und die Schäden reparieren lassen. Bei einigen dauerte es Tage oder Wochen, aber die meisten bereuten irgendwann ihre Fehler. Nur bei den Regierungsmitgliedern weiss man es nicht so genau, denn die selassen auch die Medienleute nicht mehr in die Nähe ihrer Privatwohnungen.

 

 

 

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