Text von Regula Heinzelmann
16. Dezember 2022
Der Bilderzyklus von 2012, sowie auch das Titelbild von 2014 beziehen sich auf das Märchen "Der Fischer und seine Frau". Die Geschichte kann man heute als Metapher betrachten für gierigen und umweltschädlichen Kapitalismus und dafür, dass Frauen auch treibende Kräfte für Wirtschaftmanager bilden und diese zu schädlichem Handeln motivieren.
Bild 1: Idylle?
Der Fischer fängt einen Butt. Dieser beginnt zu seinem Erstaunen zu sprechen und erzählt, dass er ein verwunschener Prinz sei. Er bittet den Fischer, ihn freizulassen. Der Fischer tut das. Im Hintergrund sieht man seine bescheidene Fischerhütte. Die Frau "Ilsebill" beobachtet das. Nachher meint sie, der Mann hätte sich ein schöneres Haus wünschen sollen und bedrängt ihn so lange bis er den Butt um eine solches bittet.
Der Fischer und seine Frau sind naiv und leben in einer noch unberührten Welt, die aber bald gestört wird durch die Wünsche der Frau. Deswegen ist das Bild auf naive Art gemalt wie eine Kinderzeichnung.
Bild 2: Wünsche
Der Fischer und seine Frau sind immer noch naiv, aber die scheinbar heile Welt wackelt. Die Frau will sich nicht mehr mit dem stattlichen Bauernhaus begnügen. Sie wünscht sich nun ein Schloss. Dass es nicht dabei bleiben wird, zeigen ihr unzufriedener Gesichtsausdruck, das Gelb an ihrem Kleid und der Schatten unter dem Fischerboot, der auch ausgelaufenes Erdöl sein kann. Der Mann geht wieder zum Butt und ruft:
"Manntje' Manntje, Timpe Te,
Buttje' Buttje in der See,
Meine Frau, die Ilsebill,
Will nicht so, als ich wohl will."
Bild 3: Gier
Die Frau hat sich inzwischen gewünscht, Königin zu werden. Den Wunsch hat ihr der Butt auch erfüllt, aber spätestens da beginnt die Illusion. Sie ist natürlich nicht wirklich Königin, sondern nur virtuell. Es geht ihr auch gar nicht darum zu regieren oder Verantwortung zu übernehmen. Sie will höchstens befehlen, vor allem ihrem Mann, und sich präsentieren. Man sieht sie aufgedonnert im roten Kleid am Strand wie auf einem Laufsteg. Im Hintergrund ein Hügel mit dem Schloss. Sie hat schon weitere Wünsche, will Kaiserin werden und später Pabst. Das Meer wurde inzwischen immer mehr verschmutzt.
Bild 4: Allmachtswahn
Die Frau ist nun nach dem Märchen Pabst geworden. In der heutigen Zeit würde sie sich wohl eher wünschen, Chefin von einem oder mehreren Weltkonzernen zu sein. Ihr Mann ist ihr nun total hörig, denn je höher sie (scheinbar) steigt, umso attraktiver wird sie für ihn. Er wird mit ihr verglichen immer geringer und man sieht ihn auf diesem Bild kaum. Das Meer ist nun total verschmutzt und im Hintergrund tobt ein Orkan. Die Frau flippt vor lauter Machtwahn nun total aus, wünscht sich zu werden wie Gott. Der Butt wird auf jedem Bild grösser und bedrohlicher, hier wirkt er wie ein Kriegs-U-Boot.
Bild 5: Zusammenbruch
Zur Strafe für ihre vermessenen Wünsche landen der Fischer und seine Frau nun in der Abfalltonne und gucken komisch. Die Illusionen verblassen, es bleiben ein verschmutztes Meer und eine brennende Bohrinsel.